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Bedeutung
Krankheitsbilder
Fazit



Die Allgemeinmedizin - Eine Einführung


Definition der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM): Allgemeinmedizin ist die Akut- und Langzeitbetreuung und Behandlung von gesunden und kranken Menschen mit körperlichen und seelischen Gesundheitsstörungen, unabhängig von Alter und Geschlecht, unter besonderer Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit der Familie und der sozialen Umwelt

Was bedeutet dies konkret?
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  • Die Allgemeinmedizin beinhaltet die Versorgung der häufigsten Erkrankungen aus allen medizinischen Fachbereichen. Der Allgemeinarzt muss über alles somit (zumindest) ein wenig wissen.


  • Die Allgemeinmedizin hat eine Siebfunktion("gate-keeper"), bei der "banale" von schwerwiegenden Erkrankungen getrennt werden. Patienten mit letzteren werden häufig zum Spezialisten überwiesen.


  • Der Allgemeinmediziner hat eine koordinierende und beratende Funktion - auch bei einer Überweisung seiner Patienten ins Krankenhaus oder zum Spezialisten.


  • Der Allgemeinarzt ist Hausarzt und Familienarzt. Er betreut nicht selten die ganze Familie, kennt deren Probleme und die einzelnen Familienangehörigen oft über viele Jahre. Er kann Krankheiten, Kümmernisse und Leid in den familiären oder sozialen Zusammenhang der Familie einordnen. Der Hausarzt ist Ansprechpartner weit über die medizinischen Fragen hinaus.


  • Die Allgemeinmedizin zeichnet sich durch die kontinuierliche Betreuung in Krankheit und Gesundheit aus, hierzu gehören also auch Prophylaxe und Gesundheitsberatung.


  • Die Allgemeinmedizin stellt nicht die Eindimensionalität der Krankheit, sondern die Mehrdimensionalität des Krankseins mit seinen medizinischen, psychischen und soziokulturellen Aspekten in das Zentrum der Betrachtung.


  • Die Allgemeinmedizin ist wesentlich durch eine bestehende Arzt-Patienten-Beziehung geprägt, die sowohl die Grundlage für diagnostische als auch therapeutische Arbeit ist.


  • Die Allgemeinmedizin ist durch eine starke Subjektivität in der Entscheidungsfindung geprägt, hier spielt nicht nur die Mehrdimensionalität allgemeinmedizinischer Betrachtungsweisen eine Rolle, sondern auch die Wichtigkeit der Arzt-Patienten-Beziehung.




  • Krankheitsbilder und Behandlungsanlässe in der Allgemeinmedizin
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    Die Mehrdimensionalität des Krankseins, die Vielfältigkeit der Ausprägung von Krankheitsbildern und die Verschiedenartigkeit der Behandlungsanlässe in der Allgemeinmedizin sind mit den üblichen diagnostischen Kriterien nur sehr schlecht wiederzugeben. Dies gilt selbst für Klassifikationssysteme, die für die Allgemeinmedizin geschaffen wurden (ICPC).

    Nur der kleinste Teil von Personen mit Beschwerden begibt sich überhaupt in ärztliche Behandlung. Davon wiederum kommt der kleinste Teil in stationäre Betreuung, der überwiegende Teil zum niedergelassenen Arzt.


    Tab. 1: Krankheitssymptome und Art der Versorgung:

    (nach Williamson, J.D., K. Danaher: Self-care in health, Croom Helm, London 1978)


    Der Allgemeinarzt hat im Vergleich zu den anderen Gebietsärzten das breiteste Spektrum der zu versorgenden Krankheitsbilder. Der wichtigste medizinische Bereich für die Allgemeinmedizin ist die Innere Medizin, mit weitem Abstand gefolgt von Chirurgie, Dermatologie, Neurologie und HNO.


    Tab. 2: Beratungsursachen in der Praxis des Allgemeinarztes, aufgeteilt nach Fachgebieten:

    (nach Häussler, S.: Allgemeinmedizin in Gegenwart und Zukunft, Gentner, Stuttgart 1969)


    Im Vergleich zur Klinik sind im ambulanten Bereich Patienten konzentriert, die bei gleicher Diagnose, eher die leichteren, prognostisch günstigeren Verlaufsformen von Erkrankungen aufweisen. Diejenigen Patienten, die besonders schwere Verläufe zeigen oder bei denen besondere diagnostische Probleme bestehen, werden meist in die Klinik eingewiesen. Dadurch kommt es - neben den deutlichen Unterschieden im diagnostischen Spektrum - auch zu deutlichen Unterschieden innerhalb einer medizinischen Diagnosekategorie.

    Ein weiteres Charakteristikum der Allgemeinmedizin ist die Multimorbidität der Patienten.

    Ein erheblicher Teil der Behandlungsanlässe ist außerdem auf psychische Probleme bei den Patienten zurückzuführen, oder psychische Aspekte des Krankseins sind bei Behandlungsanlässen nicht mehr von den medizinischen trennbar. Dies gilt für rund 50 % der Behandlungsanlässe in der Allgemeinmedizin. Aufgrund der Patientenselektion durch Arzt und Patient kommt es in verschiedenen Praxen aber zu unterschiedlichen Patientenkollektiven mit unterschiedlichen Krankheiten oder Symptomen. Es gibt Ärzte, die die psychischen Anteile am Kranksein eher im Vordergrund sehen und im Gespräch mit den Patienten herausarbeiten. Es gibt aber auch Ärzte, die diesen Anteil eher in den Hintergrund drängen.

    Für einen nennenswerten Teil der Symptome und Symptomkomplexe in der Allgemeinpraxis ist eine diagnostische Zuordnung überhaupt nicht möglich.


    Tab. 3: Symptome und ihre diagnostische Zuordnung - am Beispiel einer englischen Allgemeinpraxis und bezogen auf ein Jahr:

    Diagnosen: Häufigkeit der Behandlungsursachen: Diagnosen: Häufigkeit der Behandlungsursachen:
    Thoraxschmerzen Bauchschmerzen
    Muskelzerrungen, rheumatische Beschwerden 26 Gallenkoliken, Darmkoliken 36
    Von der Wirbelsäule ausgehende Beschwerden 19 Muskelzerrungen 22
    Psychische Ursachen, psychosomatische Krankheitsbilder 14 Peptische Geschwüre 15
    Pleuritis 13 Funktionelle Magenbeschwerden 15
    Akute Bronchitis 12 Weitere intestinale und peritoneale Erkrankungen 15
    Ösophagitis, Erkrankungen der Mundhöhle und des Ösophagus 11 Weitere Magen- und Duodenalerkrankungen 13
    Prallungen 9 Appendizitis 8
    Laryngitis, Tracheitis 7 Pyelonephritis und Zystitis 8
    Lungenentzündung 7 Tonsillitis 3
    Koronare Herzerkrankung 5 Malignome 2
    Andere, häufig nicht erklärbar und nicht zuzuordnen 45 Andere, häufig nicht erklärbar und nicht zuzuordnen 46
    Summe 168 Summe 197

    (nach Morell, 1976)


    Zusammenfassung
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    Zum Krankheitsspektrum und zu den Behandlungsanlässen im ambulanten Bereich lässt sich folgendes festhalten:

  • Seltene Erkrankungen sind im ambulanten Bereich auch selten.


  • Psychische Störungen / psychosomatische Erkrankungen machen bis zu 50 % der Beratungsursachen aus.


  • Der typische allgemeinmedizinische Patient ist multimorbide.


  • In der Allgemeinmedizin ist eine eindeutige äthiologische Abklärung und diagnostische Zuordnung nur selten möglich.


  • "Klinisch orientierte" Diagnosen lassen sich nur selten auf allgemeinmedizinische Beratungsanlässe übertragen.


  • (Lit.: M.M.Kochen - Allgemein- und Familienmedizin, Hippokrates Verlag, Stuttgart 1988)


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